Gedichte
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15 Sep 2024 11:26 #49646
von Kaninchen
Das Gedicht „Neue Liebe“ stammt aus der Feder von Joseph von Eichendorff.
Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd und Himmel dich erquickt.
Und ich hab die Fenster offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Frühling, Frühling soll es sein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Brust ein Singen irrt,
Doch zu licht ist′ s mir zum Schreiben,
Und ich bin so froh verwirrt.
Also schlendr′ ich durch die Gassen,
Menschen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich tu und lasse,
Nur, daß ich so glücklich bin.
Das Gedicht „Neue Liebe“ stammt aus der Feder von Joseph von Eichendorff.
Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd und Himmel dich erquickt.
Und ich hab die Fenster offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Frühling, Frühling soll es sein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Brust ein Singen irrt,
Doch zu licht ist′ s mir zum Schreiben,
Und ich bin so froh verwirrt.
Also schlendr′ ich durch die Gassen,
Menschen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich tu und lasse,
Nur, daß ich so glücklich bin.
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16 Sep 2024 13:50 #49659
von Kaninchen
Großstadtmorgen
Das Gedicht „Großstadtmorgen“ stammt aus der Feder von Arno Holz.
Die letzten Sterne flimmerten noch matt,
ein Spatz versuchte früh schon seine Kehle,
da schritt ich müde durch die Friedrichstadt,
bespritzt von ihrem Schmutz bis in die Seele.
Kein Quentchen Ekel war in mir erwacht,
wenn mich die Dirnen schamlos angelacht,
kaum daß ich stumpf davon Notiz genommen,
wenn mir ein Trunkner in den Weg gekommen.
Und doch, ich spürte dumpf, mir war nichts recht.
Selbst die Zigarre schmeckte schlecht.
Halb zwei. Mechanisch sah ich nach der Uhr.
An was ich dachte, weiß der Kuckuck nur.
Vielleicht an meinen Affenpintscher Fips,
an ein Bonmot, an einen neuen Schlips,
vielleicht an ein zerbolztes Ideal,
vielleicht auch nur - ans Kaffee National.
Da, plötzlich, wie? ich wußt es selber nicht,
fuhr mir durchs Hirn phantastisch ein Gesicht,
ein Traum, den ich vor Jahren einst geträumt,
ein Glück, das zu genießen ich versäumt.
Ich fühlte seinen Atem mich umstreifen,
ich konnt es förmlich mit den Händen greifen!
Ein verwehender Sommertag, ich war allein,
auf einem grünen Hügel hielt ich im Abendschein,
und still war mein Herz und fröhlich und ruhte.
Leise, unter mir, schnupperte meine Stute,
die Zügel locker, lang und laß,
und rupfte büschelweise das Gras.
Es ging ihr fast kniehoch und stand voller Blumen.
Dazwischen roch es nach Ackerkrumen,
und hinten, die Flügel noch gerade besonnt,
mahlten drei Mühlen am Horizont.
Drei alte Dinger, fuchsrot beschienen
und schon halb vergraben hinter einem Feld Lupinen.
Sonst nichts, so weit der Blick auch schweifte,
als mannshohes Korn, das rauschend reifte;
dazu drüber ein ganz, ganz blaßblauer Himmel
voll Grillengezirp und Lerchengewimmel.
Das war das Ganze. Doch ich sah die Farben
und hörte den Wind wehn und roch die Garben.
Ein Sonnenblitz, drei flüchtige Sekunden,
und, wies gekommen, wars auch schon verschwunden!
Die Friedrichstraße. Krumm an seiner Krücke
ein Bettler auf der Weidendammer Brücke:
"Kauft-Wachs-streich-hölzer!
Schwedische-Storm-und-Wachs-streich-hölzer …"
Mich … fröstelte!
Das Gedicht „Großstadtmorgen“ stammt aus der Feder von Arno Holz.
Die letzten Sterne flimmerten noch matt,
ein Spatz versuchte früh schon seine Kehle,
da schritt ich müde durch die Friedrichstadt,
bespritzt von ihrem Schmutz bis in die Seele.
Kein Quentchen Ekel war in mir erwacht,
wenn mich die Dirnen schamlos angelacht,
kaum daß ich stumpf davon Notiz genommen,
wenn mir ein Trunkner in den Weg gekommen.
Und doch, ich spürte dumpf, mir war nichts recht.
Selbst die Zigarre schmeckte schlecht.
Halb zwei. Mechanisch sah ich nach der Uhr.
An was ich dachte, weiß der Kuckuck nur.
Vielleicht an meinen Affenpintscher Fips,
an ein Bonmot, an einen neuen Schlips,
vielleicht an ein zerbolztes Ideal,
vielleicht auch nur - ans Kaffee National.
Da, plötzlich, wie? ich wußt es selber nicht,
fuhr mir durchs Hirn phantastisch ein Gesicht,
ein Traum, den ich vor Jahren einst geträumt,
ein Glück, das zu genießen ich versäumt.
Ich fühlte seinen Atem mich umstreifen,
ich konnt es förmlich mit den Händen greifen!
Ein verwehender Sommertag, ich war allein,
auf einem grünen Hügel hielt ich im Abendschein,
und still war mein Herz und fröhlich und ruhte.
Leise, unter mir, schnupperte meine Stute,
die Zügel locker, lang und laß,
und rupfte büschelweise das Gras.
Es ging ihr fast kniehoch und stand voller Blumen.
Dazwischen roch es nach Ackerkrumen,
und hinten, die Flügel noch gerade besonnt,
mahlten drei Mühlen am Horizont.
Drei alte Dinger, fuchsrot beschienen
und schon halb vergraben hinter einem Feld Lupinen.
Sonst nichts, so weit der Blick auch schweifte,
als mannshohes Korn, das rauschend reifte;
dazu drüber ein ganz, ganz blaßblauer Himmel
voll Grillengezirp und Lerchengewimmel.
Das war das Ganze. Doch ich sah die Farben
und hörte den Wind wehn und roch die Garben.
Ein Sonnenblitz, drei flüchtige Sekunden,
und, wies gekommen, wars auch schon verschwunden!
Die Friedrichstraße. Krumm an seiner Krücke
ein Bettler auf der Weidendammer Brücke:
"Kauft-Wachs-streich-hölzer!
Schwedische-Storm-und-Wachs-streich-hölzer …"
Mich … fröstelte!
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17 Sep 2024 13:21 #49674
von Kaninchen
Vaters Geburtstag
Ein Gedicht von Paula Dehmel
Schnell, schnell, Besen,
Feg die Stube rein
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Muss alles sauber sein!
Wisch, wisch, Lappen,
Über Stuhl und Schrank
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Sind sie blitzeblank!
Blüh, Blüh, Blume,
Blüh recht frisch
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Stehst du auf dem Tisch!
Herz, Herzmuttchen,
Schnell das neue Kleid
Bis Väterchen zum Kaffee kommt,
Ist nur noch wenig Zeit!
Tick, tick, Uhrchen,
Renn doch nicht so fix
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Mach ich meinen Knix!
Fertig, alles fertig,
Der Kuchen ist auch da
Der Kaffee kommt, der Vater kommt,
Mein Verschen kann ich ja:
"Heut ist Dein Geburtstag!"
Vaters Geburtstag
Ein Gedicht von Paula Dehmel
Schnell, schnell, Besen,
Feg die Stube rein
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Muss alles sauber sein!
Wisch, wisch, Lappen,
Über Stuhl und Schrank
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Sind sie blitzeblank!
Blüh, Blüh, Blume,
Blüh recht frisch
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Stehst du auf dem Tisch!
Herz, Herzmuttchen,
Schnell das neue Kleid
Bis Väterchen zum Kaffee kommt,
Ist nur noch wenig Zeit!
Tick, tick, Uhrchen,
Renn doch nicht so fix
Wenn Väterchen zum Kaffee kommt,
Mach ich meinen Knix!
Fertig, alles fertig,
Der Kuchen ist auch da
Der Kaffee kommt, der Vater kommt,
Mein Verschen kann ich ja:
"Heut ist Dein Geburtstag!"
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20 Sep 2024 13:53 #49706
von Kaninchen
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22 Sep 2024 13:32 #49733
von Kaninchen
Herbstanfang
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben
Rainer Maria Rilke
Herbstanfang
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben
Rainer Maria Rilke
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23 Sep 2024 13:34 #49744
von Kaninchen
Hab Dank, du lieber Wind
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
Wie ist es anzufangen?
Sie hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
Hoffmann von Fallersleben
Hab Dank, du lieber Wind
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
Wie ist es anzufangen?
Sie hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
Hoffmann von Fallersleben
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