Gedichte
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25 Nov 2016 10:39 - 25 Nov 2016 10:41 #10417
von Kaninchen
Ein Lied hinterm Ofen zu singen
Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund wie er?
Er krankt und kränkelt nimmer,
Er trotzt der Kälte wie ein Bär
und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an
und lässt´s vorher nicht wärmen
und spottet über Fluss im Zahn
und Grimmen in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
Hasst warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn´s Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich und Zehen krachen:
Das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er tot sich lachen.-
Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort, bald hier;
gut Regiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.
Matthias Claudius (1740-1815)
Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß noch sauer.
War je ein Mann gesund wie er?
Er krankt und kränkelt nimmer,
Er trotzt der Kälte wie ein Bär
und schläft im kalten Zimmer.
Er zieht sein Hemd im Freien an
und lässt´s vorher nicht wärmen
und spottet über Fluss im Zahn
und Grimmen in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
Hasst warmen Drang und warmen Klang
und alle warmen Sachen.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn´s Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr
die Hände reibt und zittert;
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich und Zehen krachen:
Das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er tot sich lachen.-
Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus
Beim Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort, bald hier;
gut Regiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.
Matthias Claudius (1740-1815)
Letzte Änderung: 25 Nov 2016 10:41 von Kaninchen.
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- Feschtbrueder
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25 Nov 2016 23:23 #10418
von Feschtbrueder
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Lachen ist die beste Medizin!
Hallo Kaninchen, diesmal habe ich mir Mühe gegeben und ein Gedicht gesucht, das du hoffentlich ohne grosse Anstrengung verstehst. Die andern dürften dafür etwas mehr Mühe haben.
's schlafadi Diendl.
Es schlaft a Diendl untern Baam,
Daneb'n liegt ihr Huat,
Der Tag is warm, bei'm Baam is's kühl,
Sie schlaft so süeß, so guat. –
Da kimmt a Jager aus'n Wald,
An' alter finst'rer Mo',
Der schaugt dees Diendl in sein Schlaf
Grad in Vorbeigeh'n o'.
Auf oamal aber kehrt er um,
Jetz steht er lang vor ihr,
Auf's Mieder schaugt er, g'fallt ihm g'wiß
Da dra' dees reichi Gschnür.
Er werd' ja do' koa Zauber sey'
Und werd' ihr ja nix thoa,
Is ja a bluatjungs Diendl no',
Und grau is scho' der oa,
Na schau, er geht und thuat ihr nix
Und do hat 'n was druckt,
Er hat si' hinter'n Ohrna kratzt
Und 's Hüetl hat er g'ruckt.
Franz von Kobell
's schlafadi Diendl.
Es schlaft a Diendl untern Baam,
Daneb'n liegt ihr Huat,
Der Tag is warm, bei'm Baam is's kühl,
Sie schlaft so süeß, so guat. –
Da kimmt a Jager aus'n Wald,
An' alter finst'rer Mo',
Der schaugt dees Diendl in sein Schlaf
Grad in Vorbeigeh'n o'.
Auf oamal aber kehrt er um,
Jetz steht er lang vor ihr,
Auf's Mieder schaugt er, g'fallt ihm g'wiß
Da dra' dees reichi Gschnür.
Er werd' ja do' koa Zauber sey'
Und werd' ihr ja nix thoa,
Is ja a bluatjungs Diendl no',
Und grau is scho' der oa,
Na schau, er geht und thuat ihr nix
Und do hat 'n was druckt,
Er hat si' hinter'n Ohrna kratzt
Und 's Hüetl hat er g'ruckt.
Franz von Kobell
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Lachen ist die beste Medizin!
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26 Nov 2016 08:23 #10426
von Kaninchen
Ja, so mag ich das, feschtbrueder - nix für unguet
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27 Nov 2016 07:40 #10436
von Kaninchen
Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden
daß er leuchte uns sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen
(Matthias Claudius)
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden
daß er leuchte uns sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen
(Matthias Claudius)
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03 Dez 2016 10:27 #10516
von Kaninchen
Tier des Monats Dezember
Die Gans
Lasst mich heut den Ruhm vermelden
Der geliebten edlen Gans,
Die da strahlt gleich einem Helden
In dem höchsten Ruhmesglanz,
Die das Kapitol gerettet,
Wie ein jeder Schüler weiss,
Die uns köstlich nährt und bettet;
Ihr gebühret Ruhm und Preis.
Und mit ganz besondrer Stärke
Strahlt sie in der Poesie:
Shakespeares, Schillers, Goethes Werke
Wurden alle nur durch sie.
Ja, sie glänzt in allen Reichen:
Stromweis floss aus ihrem Kiel
Hohe Weisheit ohnegleichen,
Und der allerschönste Stil.
Wenn sich Dichter dann und Denker
Müd’ geschrieben und gedacht,
Philosophen, Staatenlenker
Endlich ihren Punkt gemacht,
Ruhten sie von ihrem Werke
Sanft auf Gänsedaunen aus,
Neue Kraft und neue Stärke
Sogen sie im Schlaf daraus.
Und wie köstlich anzusehen
Ist die wohlgebratne Gans,
Hat der Mensch sie vor sich stehen
In dem knusprig braunen Glanz.
Ja, von ihrem Duft umfächelt,
Leuchtet jedes Angesicht,
Und es schmunzelt gar und lächelt
Der verstockte Bösewicht.
Sie ist lieblich, sie ist lecker
Und beseeligt alle Leut’,
Selbst den Schlemmer und den Schlecker,
Den die Leber hoch erfreut
Sie verkläret im November
Grauer Tage trüben Schein,
Duftet froh durch den Dezember
Bis ins neue Jahr hinein.
Drum erhebt die vollen Becher
Mit des edlen Rheinweins Fluth!
Lobt die Gans, ihr frohen Zecher:
Sie ist edel, sie ist gut!
Ja das Alter und die Jugend
Halte hoch die Gans und werth:
Dankbarkeit ist eine Tugend,
Die den Menschen ziert und ehrt.
Heinrich Seidel (1842-1906)
Die Gans
Lasst mich heut den Ruhm vermelden
Der geliebten edlen Gans,
Die da strahlt gleich einem Helden
In dem höchsten Ruhmesglanz,
Die das Kapitol gerettet,
Wie ein jeder Schüler weiss,
Die uns köstlich nährt und bettet;
Ihr gebühret Ruhm und Preis.
Und mit ganz besondrer Stärke
Strahlt sie in der Poesie:
Shakespeares, Schillers, Goethes Werke
Wurden alle nur durch sie.
Ja, sie glänzt in allen Reichen:
Stromweis floss aus ihrem Kiel
Hohe Weisheit ohnegleichen,
Und der allerschönste Stil.
Wenn sich Dichter dann und Denker
Müd’ geschrieben und gedacht,
Philosophen, Staatenlenker
Endlich ihren Punkt gemacht,
Ruhten sie von ihrem Werke
Sanft auf Gänsedaunen aus,
Neue Kraft und neue Stärke
Sogen sie im Schlaf daraus.
Und wie köstlich anzusehen
Ist die wohlgebratne Gans,
Hat der Mensch sie vor sich stehen
In dem knusprig braunen Glanz.
Ja, von ihrem Duft umfächelt,
Leuchtet jedes Angesicht,
Und es schmunzelt gar und lächelt
Der verstockte Bösewicht.
Sie ist lieblich, sie ist lecker
Und beseeligt alle Leut’,
Selbst den Schlemmer und den Schlecker,
Den die Leber hoch erfreut
Sie verkläret im November
Grauer Tage trüben Schein,
Duftet froh durch den Dezember
Bis ins neue Jahr hinein.
Drum erhebt die vollen Becher
Mit des edlen Rheinweins Fluth!
Lobt die Gans, ihr frohen Zecher:
Sie ist edel, sie ist gut!
Ja das Alter und die Jugend
Halte hoch die Gans und werth:
Dankbarkeit ist eine Tugend,
Die den Menschen ziert und ehrt.
Heinrich Seidel (1842-1906)
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- Feschtbrueder
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09 Mai 2017 06:54 #12434
von Feschtbrueder
Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Lachen ist die beste Medizin!
Frühling ist's
Frühling ist's! Die Hennen glucksen
Veilchen raus - und weiße Buxen.
Frauen schnüren sich geringer,
und der Bauer schiebt den Dünger.
Fliegen klettern unverdrossen
auf den Nasensommersprossen.
Ringsum blüht's an allen Hecken -
und es riecht aus den Ap'theken.
Ich steck mir voll Übermut
'nen Sonnenstrahl an meinen Hut.
Freudig jubeln und frohlocken
Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.
Frühling wird's mit Vehemenz.
Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!
Fred Endrikat (1890-1942)
Frühling ist's! Die Hennen glucksen
Veilchen raus - und weiße Buxen.
Frauen schnüren sich geringer,
und der Bauer schiebt den Dünger.
Fliegen klettern unverdrossen
auf den Nasensommersprossen.
Ringsum blüht's an allen Hecken -
und es riecht aus den Ap'theken.
Ich steck mir voll Übermut
'nen Sonnenstrahl an meinen Hut.
Freudig jubeln und frohlocken
Kirchen-, Kuh- und Käseglocken.
Frühling wird's mit Vehemenz.
Auf grünen Filzpantoffeln naht der Lenz!
Fred Endrikat (1890-1942)
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